Empirische Demokratieforschung


Arbeitsergebnisse

Hiltrud Naßmacher: The Dilemma of Depth vs. Breath in Comparing Political Systems.
   In: European Political Science, 2008, S. 113-125.

Hiltrud Naßmacher: The Prospects of the Grand Coalition in Germany.
    In: Polish Political Science Yearbook, XXXV/2006, S. 65-83.

Karl-Heinz Nassmacher: The Funding of Party Competition.Political Finance in 25 Democracies, Baden-Baden: Nomos, 2009, 467 pp.

This comprehensive monograph covers all aspects of political finance in modern democracies. The reader is given all information that is presently available on

- the factual patterns of party spending,
- the causes of an allegedly high level and an increase of political spending
- the various sources of political funds and strategies of fundraising,
- the impacts of funding on party organisation, party types and party systems.

Has money in politics become more important over time? Has new campaign technology caused a 'cost explosion'? Who gives and spends for political purposes and why? Is illegal funding of parties a real problem? What are the impacts of public funding for sustainable democracy?The result is a major contribution to scholarly research on party democracy and on democracy building. As political finance is a restless issue, detailed findings on the impact of legal regulations are important for policy-makers.

Karl-Heinz und Hiltrud Naßmacher: Nachhaltige Wirtschaftspolitik in der parlamentarischen Demokratie -Das britische Beispiel, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2009, 205 S.

Angesichts des Dahindümpelns der Großen Koalition in Deutschland wird die Entscheidungsfähigkeit des politischen System viel zu wenig thematisiert. Denn nicht nur die unterschiedlichen Zielvorstellungen in fast allen politischen Fragen und die Profilierungslust der Koalitionspartner, sondern auch die im politischen System verankerten Veto-Spieler sind für die Dauer von Entscheidungsprozessen und die Reichweite von Nichtentscheidungen verantwortlich. Bevorstehende Wahlen und eine sich abzeichnende weitere Ausdifferenzierung des Parteiensystems werden die Situation eher verschärfen.

Entscheidungsfähigkeit wäre aber gerade im wirtschaftspolitischen Bereich angesichts der drängenden Herausforderungen einer alternden Gesellschaft in der globalisierten Weltwirtschaft notwendig. Die institutionellen Arrangements müssen so gestaltet sein, dass sie die politischen Akteure in die Lage versetzen, durch nachhaltige Wirtschaftspolitik den Strukturwandel so zu begleiten, dass nachwachsende Generationen nicht die negativen Folgen aktueller Politik zu tragen haben.

Seit den 1960er Jahren wurden konkordante und korporatistische Entscheidungsmuster als Lösung empfohlen und auch in Großbritannien bis in die 1970er Jahre mit zweifelhaftem Erfolg eingesetzt. Demgegenüber zeigt das seit den 1980er Jahren reaktivierte System mehrheitsdemokratischer Entscheidungen wie beim ehemals "kranken Mann" Europas durch entschlossene politische Führung die Modernisierung der Wirtschaft vorangebracht werden konnte. Insofern kann die Langzeitanalyse der Wirkungen von politischen Entscheidungen für die gesamte Wirtschaft und wichtige Branchen den Blick für die Bedeutung institutioneller Strukturen schärfen.


Carmen Theis: Die lokale Basis der FDP: ihre Bedeutung für die Gesamtpartei, Oldenburg: BIS-Verlag der Carl-von Ossietzky Universität (Beiträge des Instituts für Vergleichende Politikforschung; 8) 2007
Die Arbeit wirft einen Blick auf die lokale Realität der FDP. Gefragt wird nach der Bedeutung, die die aktiven, ehrenamtlichen Mitglieder der Orts- und Kreisverbände in einer Zeit haben, in der die Partei auf der nationalen Ebene das Bild eines technisierten Apparates bietet und der Eindruck vorherrscht, dass die Politikvermittlung überwiegend von den Massenmedien geleistet wird. Sind Mitglieder nur eine statistische Größe, die in Sonntagsreden gewürdigt wird, oder sind sie in der Lage, in unzähligen Vereinen, durch Nachbarschaftskontakte und Kontakte im beruflichen Umfeld das Bild der Partei zu prägen und langfristige kommunikative Beziehungen zu Wählern herzustellen? Untersucht wird die Bedeutung der lokalen Basis für das Bild der Gesamtpartei in der Öffentlichkeit, das Selbstverständnis der Parteimitglieder, die demokratische Legitimation und die Akzeptanz der Entscheidungen der Bundes- und Landesebene, die Rekrutierung, Auswahl und Qualifizierung des politischen Personals und die Finanzierung der Gesamtpartei. Die Kapitel 'Visitenkarte' und 'Gedächtnis' befassen sich mit der Bedeutung der Personen, Veranstaltungen und Tagungslokale der FDP 'vor Ort'. Die Kapitel 'Kommunikationsraum', 'Personalpool' und 'Brieftasche' stellen die Möglichkeiten dar, die die lokale Ebene hat, das Handeln der politischen Entscheidungsträger auf Bundes- und Landesebene durch die Aufnahme, Bearbeitung und Weiterleitung von Informationen zu beeinflussen und zu legitimieren sowie die Fähigkeit der Orts- und Kreisverbände, der Gesamtpartei politisches Personal und finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. 

Hiltrud Naßmacher/Karl-Heinz Naßmacher: Kommunalpolitik in Deutschland, 2., völlig überarbeitete und aktualisierte Auflage, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2007
Ist Kommunalpolitik angesichts wachsender Verflechtungen von Aufgaben und Finanzen, von globalisierter Wirtschaft und europäischer Politik überhaupt noch möglich? Diese zentrale Fragestellung wird in Wissenschaft und Praxis kontrovers diskutiert. Das Buch bietet zur Fundierung der Antwort einen systematischen Überblick. Basis sind alle empirischen Forschungsergebnisse zum Themenkreis, aber auch aktuelle wissenschaftliche Interpretationsmuster, politische Reformüberlegungen und deren Implementation sowie die bereits erkennbaren Wirkungen. Für die Neuauflage wurden nicht nur die wissenschaftlichen Einsichten und politischen Reformüberlegungen fortgeschrieben, sondern auch das bisher Erreichte bewertet. Im Einzelnen geht es um die Traditionen der kommunalen Selbstverwaltung, die Spannungsfelder kommunaler Politik im Rahmen des Mehrebenensystems, die Aufgaben der Kommunen und deren Finanzierung, sowie die kommunalpolitischen Entscheidungsprozesse. Zu den einzelnen Teilaspekten zeigen Beispiele aus verschiedenen Politikfeldern Handlungsoptionen auf. Diese werden in den Bereichen Wirtschaft und Wohnen vertieft.

Hiltrud Naßmacher: Baustelle Stadt, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2006
Die Reformen für Stadtpolitik und Kommunalverwaltung seit den 1990er Jahren setzen vor allem auf mehr Effizienz des Verwaltungshandelns und hatten die Stadt als bürgernahen, modernen Dienstleister im Blick. Kommunale Akteure müssen sich allerdings auch immer an ihrer Aufgabe "Schule der Demokratie" und dem Ziel "Nachhaltigkeit des Handelns" messen lassen. Durch finanzielle Engpässe und Einbindung in das europäische Mehrebenensystem ist die Entscheidungsfähigkeit der Städte und Gemeinden bedroht. Die in diesem Band vereinigten Aufsätze nehmen die einzelnen Entwicklungen kritisch unter die Lupe.

Rainer Lisowski: Strategische Planung politischer Kampagnen in Wirtschaft und Politik, Oldenburg: Aschenbeck und Isensee Universitätsverlag 2006.
Die Professionalisierung der Kommunikation über Politik wird in der Tendenz nicht mehr bezweifelt. Dies ist der Fall, obwohl empirische Forschungsergebnisse dazu eher selten sind. Die Folgen für die Demokratie sind noch keineswegs genügend reflektiert. Hierzu liefert die Arbeit von Lisowski einen grundlegenden Beitrag. Ziel seiner Analyse ist es, ein realitätsnahes Bild der Kampagnenplanung und -durchführung zu gewinnen, insbesondere die Forschungslücke zur Strategiebildung zur verkleinern. In der empirischen Untersuchung geht es um Kampagnen von NGOs, Verbänden, öffentlichen Institutionen und Unternehmen. Erwartungen aufgrund der theoretischen Überlegungen, gewonnen aus wirtschafts-, militär- und kommunikationswissenschaftlichen Erkenntnissen, werden dabei in vielfältiger Weise teils präzisiert, teils verworfen. Professionalisierung in diesem Bereich der Politik erscheint in einem neuen Licht. Insgesamt wird der Prozeßcharakter des Vorgehens immer wieder deutlich, der die Akteure zwingt, auf neue Ereignisse zu reagieren. So stellen sich die Kampagnen eher als evolutionäre Prozesse dar. 

Maria Kreiner: Amt auf Zeit. Eine Verbleibstudie über ehemalige Bundestagsabgeordnete, Diss. Carl von Ossietzky Universität Oldenburg 2006
Die Arbeit befaßt sich mit einem zentralen Problem der Demokratie, nämlich der Kontrolle durch Machtwechsel. Dies wird für eine Elite angegangen, die in der parlamentarischen Demokratie im Gegensatz zu anderen Akteuren allein durch Wahlen legitimiert ist. Ein Wechsel beim politischen Personal ist daher wünschenswert. Der Trend zur Professionalisierung der Politik, zur "Politik als Beruf", könnte die Elitenzirkulation behindern mit problematischen Folgen für die Demokratie. Frau Kreiner schließt dieses bisherige Forschungsdesiderat mit Hilfe von ausführlichen qualitativen und persönlich geführten face-to-face Interviews, die sie umfassend dokumentiert hat. Sie kann damit nicht nur in der Öffentlichkeit weitverbreitete Vorstellungen sondern auch die in der wissenschaftlichen Literatur vertretene These widerlegen, dass Abgeordnete durch das verbriefte Rückkehrrecht in ihren Beruf und über die Absicherung durch Versorgungsansprüche keine Risiken eingehen. Risiko und Chancen der Wahrnehmung eines Mandats liegen eher beim einzelnen Abgeordneten.

Claire M. Smith: Money to Burn: Party Finance and Party Organisation in Federal Countries, Diss. University of Notre Dame, Indiana, 2005.
How do political finance laws impact on party organisations? The hypothesis is, that when legislatures change finance policies, then organisers must alter their organisation and collect revenue and allocate resources accordingly in order to adapt to new finance laws. Smith has tested this by examining thirteen parties in four federal countries: Austria, Canada, Germany and the U.S., using finance reports, interviews and original survey research. Her major finding is an increased professionalisation on all levels. She also finds, that although party bureaucracies are larger, parties are spending less time for recruiting and communicating with members and activists. 

Reginald Austin/ Maja Tjernström (eds.): Funding of Political Parties and Election Campaigns, Stockholm: International IDEA 2003.
This Handbook is designed to help countries in transformation to a sustainable democracy. One of the major problems in such countries is, that there is no equal opportunity to participate. Thus the achievement of sustainable democracy demands the particular attention to the issue of political finance, or the financing of politics.
Karl-Heinz Nassmacher's contribution to this Handbook amounts to one third of the whole volume. With the introduction ('Political Parties, Funding and Democracy') he prepared the ground for further considerations. The emphasis in the individual articles of the handbook is on the wealth of potential regimes for political finance in different countries and the impacts that until now have been revealed. However, there are typical traditions in different regions of the world, which seem to be important for specific regulations. These are pointed out by Karl-Heinz Nassmacher for the Anglo-Saxon Orbit and Continental Western Europe. His fourth contribution covers 'Monitoring, Control and Enforcement of Political Finance Regulation.'

Nassmacher, Karl-Heinz (ed.): Foundations for Democracy, Baden-Baden: Nomos 2001.
Money influences political competition. Money can buy goods, skills and services, so that money sometimes is seen as the mother's milk of politics. While the legal channels for political competition are well structured and easily accessible, this is not true for the illegal ones. A gateway to the research of political finance is to study party finance, as in western democracies parties are the major contenders for political power. These competitors shall be free from the influence of large donors and need to have equal opportunities in campaigns. In comparing the findings from research efforts on the different items and levels of income and spending and major problems (preferably) on a most similar two state basis while using quantitative and qualitative data, the book lays the ground for further research on this subject. A second section of the book deals with current issues in the debate on political finance, e.g., the alleged explosion of political costs. In the third part the focus of political finance issues is switched to helping democracies develop and sustain. Efforts from all sorts of NGOs and party foundations in the transformation of political systems from authoritarian rule to democracy are presented. The authors of the book are members of the IPSA Research Committee 20 on Political Finance and Political Corruption. 

Karl-Heinz Naßmacher u.a.: Bürger finanzieren Wahlkämpfe, Baden-Baden: Nomos 1992. Moderne Demokratien sind Parteiendemokratien. Daher ist die Frage nach der Finanzierung von Parteien zentral. Wie lassen sich die Regeln für die Parteifinanzen so gestalten, dass damit die Demokratie gestärkt wird? Immer wieder wird der Vorwurf der kollektiven Selbstbedienung bei der Bereitstellung öffentlicher Mittel für die Erfüllung wichtiger Funktionen (z. B. Profilierung politischer Optionen und Mobilisierung von Wählern) durch die Parteien erhoben. Es besteht die Gefahr, dass auch dies zu einer Entfremdung zwischen Parteien und Bürgern beiträgt. Daher ist es wichtig, die Regeln für die Finanzierung der Parteien so zu gestalten, dass diese sich um einen individuellen Beitrag der Bürger als Akt der Zustimmung bemühen müssen, um an öffentliche Mittel zu gelangen. Die USA haben nach dem Watergate Skandal als erste geeignete Verfahren eingeführt, Kanada folgte dem Beispiel. Das Buch faßt die Ergebnisse eines mehrjährigen Forschungsvorhabens zusammen, in dem Wirkungen solcher Verfahren erhoben wurden. Sind sie in der Lage, Korruption zu vermeiden, unkontrollierte Einflüsse zu verhindern, finanzielle Chancengleichheit herzustellen und den Kostendruck aufzufangen? Die Ergebnisse konnten in die Debatte um die Reform der Parteienfinanzierung in Deutschland eingebracht werden.

Karl-Heinz Naßmacher u.a.: Parteien im Abstieg, Opladen: Westdeutscher Verlag 1989.
Auf die Frage, ob politische Verwurzelung in sozialen Milieus für den Erfolg von Parteien auf den Wählermärkten noch eine Rolle spielt, wird angesichts der Fokussierung auf die Bedeutung der Medien seit Jahren kaum eine Antwort gesucht. Eher werden in der Parteienforschung die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen hingenommen und die Modernisierungsprozesse in Richtung einer "electoral professional party" (Panebianco) analysiert. Als Ergebnis eines mehrjährigen interdisziplinären Forschungsvorhabens wurde am Beispiel von drei Regionalparteien in Niedersachsen aufgezeigt, wie die Verankerung in spezifischen Milieus durch sozialen Wandel aber auch durch organisatorischen Immobilismus und die politischen Einzelaktionen der führenden Repräsentanten der Parteien verspielt wurde, so dass ein Abstieg der Parteien die Folge war. Neuere Beobachtungen und aktuelle Forschungsanstrengungen kommen zu ähnlichen Einschätzungen der Bedeutung kleinteiliger Formen politischer Interaktion.